· 

Welche arbeit steckt hinter einer Museumsveranstaltung?

Hallo ihr Lieben,


heute möchte ich euch einen Einblick geben über das, so was an Arbeit hinter der Modenschau oder auch dem, was auf einer Veranstaltung im musealen Rahmen, also egal welcher Zeitsetzung, steckt.


Das, was die Besucher sehen, ist nämlich der wirklich kleinste Teil des Ganzen! Ein großer Teil besteht aus Recherche, Materialbeschaffung und Zubehör, nähen, reparieren, reinigen, trocknen...


Der Besucher sieht also sozusagen die Früchte der vorangegangen Arbeit. Ohne diese Arbeit ist aber all das nicht möglich und es ist Teil meines/meiner Hobbies. Ein Teil, den ich wirklich gerne mag. Ok, ok, das putzen, waschen, saubermachen nicht so, aber auch das gehört eben dazu, nach der Veranstaltung...

Am Anfang steht immer die Recherche. Das heißt, ich halte zuerst Ausschau nach Quellen mit Informationen über das entsprechende Thema. Zum Teil natürlich im Internet, aber zum größten Teil aus Büchern und Museen. Bei Museumsbesuchen ist die Kamera wichtig. Da werden dann Details fotografiert, um, bei mir ja in den meisten Fällen Kleidung, zu rekonstruieren. Wenn es dabei um die Darstellung mittelalterlichen Lebens geht, sind es dort Gemälde oder Statuen. Textilien, die sich erhalten haben, sind sehr dünn gesät und dann doch meist aus einem Stand der nicht meiner Darstellung entspricht. Ich stelle ja keinen Adel dar. Nur eine Frau aus dem Haushalt eines Stadtchirurgen aus Frankfurt am Main. Also nicht arm aber eben auch nicht sehr reich. 

Wenn es um die Zeit ab 1900 geht, finden sich in Museen Textilien dann doch ein bisschen leichter. So wie zum Beispiel bei unserem Besuch der Sonderausstellung „Mythos neue Frau - Mode zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“ im TextilWerk Bocholt (https://www.fraeuleinnicole.de/2020/09/15/besuch-des-textilwerkes-bocholt/). Hierfür ist das Nähen der Kleidung auch nicht immer nötig. Mit ein bisschen Glück findet man da Originale, die man kaufen kann. Für die Modenschau im Freilandmuseum Odenwald habe ich zum Beispiel originale Kleidung besorgen können. Nicht für mich, aber für meine lieben weiblichen und männlichen Models. Meine Sachen sind zu 90% selbst genäht oder als Reproduktion gekauft. Bei meiner Größe meist nicht anders möglich.


Bei meinem großen Zeitspektrum, für das ich mich interessiere, könnt ihr euch jetzt ausmalen, wie viele Bücher sich in den letzten Jahren bei mir angesammelt haben. Es sind wirklich viele! Und ich helfe immer gerne „Neulingen“. Also Leuten, die sich noch nicht so sehr oder gar nicht mit der entsprechenden Zeit auseinander gesetzt haben. Ich bin der Meinung, man sollte es Anfängern möglichst leicht machen, richtig zu starten. Also wenn es um Reenactment oder Living History geht. Ich habe am Anfang so viel Zeit und Geld in „GroMi“-Sachen investiert. Es war Markt-tauglich aber eben nicht historisch korrekt. Was die Zeit ab, sagen wir, ca. 1920 angeht, ist das ein bisschen anders. Wer sich im Vintagestil kleiden möchte, will ja nicht zwangsläufig genau so wie damals angezogen und zurecht gemacht sein. Aber hier sind die Grenzen meiner Meinung nach fließend. Ich persönlich finde es auch hier schön, wenn alles zusammen passt, trage aber auch Retrosachen, die dann eben nur angelehnt an xy sind. Im Rahmen einer Museumsveranstaltung ist es aber für mich wichtig, dass es die Zeit die gezeigt/dargestellt wird, spiegelt. Dort ist ja Sinn und Zweck des Ganzen, zu zeigen, wie es aussah! 


Das heißt auch, dass bei den bisherigen Modenschauen Kleidung, Taschen, Hüte etc. Originale oder nach Originalen gefertigte Sachen waren und sein werden. 


Das heißt also, je nach Thema, suche ich zuerst alle entsprechenden Quellen zusammen und gehe diese dann Stück für Stück durch. Bei einen Kleidungsstück heißt das:


-  Was trug Frau oder Mann zur entsprechenden Zeit und zum Anlass/Stand 

passendes?

-  Aus welchen Materialien waren entsprechenden Kleidungsstücke gefertigt? Also welcher Stoff? Zu welcher Zeit wurde zum Beispiel Baumwolle verwendet und für was? Welchen Stoff konnte sich ein Mensch zu dieser Zeit und mit seinem Geldbeutel leisten?

- Wie sahen die Schnitte/ die Mode genau aus?

- Will ich das Kleidungsstück verzieren, ist ebenfalls die Frage, wie und mit was?

- Welche Accessoires trug man dazu?

- Wie sehen Haare und Make-up aus?

- Wo finde ich all diese Sachen? Gibt es etwas fertig zu kaufen, so wie ich es mir -zusammen recherchiert habe, oder muss ich es anfertigen oder anfertigen lassen?


Wenn ich es selbst machen möchte, geht das große Werkeln los! Bei mir heißt das, 

es wird genäht! Also suche ich nach entsprechenden Schnittmustern. Die gibt es mittlerweile für viele Zeitsetzungen. Zum Teil entwickle ich diese auch selbst. Zum Beispiel für meine Hochmittelalterdarstellung ist alles damals mit Freunden zusammen konstruiert und angepasst worden. 

Für meine spätmittelalterliche Darstellung greife ich auf Schnittmuster zurück, da gibt es eine recht gute Auswahl, die auch entsprechend passend ist. Natürlich sind diese dann die Grundlage und werden entsprechend angepasst.


Für die neuzeitlichen Projekte gibt es eine mehr oder weniger große Auswahl an Original-Schnittmustern und Reproduktionen. Bei Originalen ist es für mich meist schwierig, etwas zu finden, da große Größen damals nicht gefragt waren und auch für schmale Personen ist hier oft viel Anpassungsarbeit gefragt. Die Maße der Menschen haben sich einfach verändert. Wenn man ins 19. Jahrhundert schaut, trug man Korsett. Dieses bestimmte die Silhouetten der Figuren. Man hat, im Verhältnis zum restlichen Körper, eine sehr schmale Taille. Diese wird für uns heute schwer erreichbar, da wir diese Korsetts nicht jeden Tag tragen! 

Wenn das passende Schnittmuster gefunden ist, wird Stoff gekauft. Dann erst weiß ich ja, wieviel Stoff ich für das Projekt brauche. Der wird vorgewaschen, gebügelt und zugeschnitten. Eine wirklich wichtige Sache, das Kleidungsstück soll ja auch nach dem ersten Waschen noch passen. Meist mache ich, bei einem noch unerprobten Schnittmuster, ein Probeteil. Das heißt, ich nähe das Teil aus einen billigen, oft nicht zur Zeit passendem Stoff, um den Schnitt auf mich anzupassen. Wenn das Probestück passt, wird der eigentliche Schnitt entsprechend angepasst und das Kleidungsstück kann schlussendlich genäht werden.


Dann werden noch die entsprechenden Accessoires dazu ausgesucht und erst jetzt ist alles für den Einsatz fertig.


Nicht immer schafft es ein Schnitt bis zum fertige Teil! Manchmal finde ich, es passt, wenn ich es dann so an mir sehe, nicht zu mir. Oder irgendwie ist da was schief gelaufen und wenn ich den Fehler nicht finde geht es einfach nicht weiter. Das gehört eben auch dazu...


Das ist es, was vorher so bei mir passiert. Wenn es um eine Modenschau geht, gehört es natürlich dazu das all die Sachen für die Models vorher zusammen gestellt und gebügelt an den Ort des Geschehens verbracht werden. Eine Moderation mit entsprechenden Information zusammen geschrieben wird...

Wenn es um die mittelalterlichen Darstellung geht, muss ich mich natürlich nur um die Sachen für mich und meine Liebsten kümmern. Da wird dann aber eben auch mehr wie nur Kleidung und Accessoires an den Veranstaltungsorten gebracht. Wir brauchen dann auch Geschirr, Stühle, Tisch, Ausstellungsmaterial, Sonnensegel bei Outdoor-Veranstaltungen, Küche... Also kurz gesagt ein ganzer, mittelalterlicher Hausstand! 

Und natürlich muss all das dann wieder heim gebracht werden, gegebenenfalls gereinigt und bis zum nächsten mal verstaut werden. Manchmal eben auch repariert oder ausgetauscht werden. 


Ihr seht, da steckt ganz schön viel Arbeit dahinter. Mir macht auch diese Arbeit Spaß. Sie ist Teil des Ganzen und ein sehr großer Teil!


Und ich hoffe immer mit all den Menschen zu begeistern, für eine Sache zu gewinnen und auch mit Mythen auszuräumen.


Wenn Ihr Euch also für eine der Zeiten, mit denen ich mich auseinandersetze, interessiert und mehr erfahren wollt, fragt mich gerne! Soweit ich kann, helfe ich gerne bei der Findung der richtigen Zeit, der Darstellung, des Schnittes... 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0